
“Wir brauchen uns hier kaum von der Stelle zu bewegen – schaut euch um – hier sind so viele, direkt um uns herum“, war einer der ersten Sätze von Janosh Lencer, Wildkräuterexperte und Workshopleiter der Kräutertour des diesjährigen JuKos
Gemeint waren die zahlreichen Wildkräuter, die auf dem Gelände des Projekthof Karnitz wachsen, oft unbeachtet oder vermeintlich abgewertet als „Unkräuter“.
Die etwa zweistündige Tour mit Janosh machte den Teilnehmer*innen vor allem eins deutlich: um uns herum wachsen unzählig viele nützliche, heilsame und gesunde Kräuter und Pflanzen, die wir mit dem richtigen Know-How sammeln und genießen können. Wir müssen nicht den teuren Bio-Salat im Supermarkt kaufen, wenn es nebenan Brennnessel, Giersch und Löwenzahn zuhauf gibt.
In der Vorstellungsrunde zu Beginn wurde klar, dass die wenigsten sich bisher mit Wildkräutern beschäftigt hatten. Nicht unbedingt aus mangelndem Interesse, sondern da sie nicht wussten, wo sie die passenden Informationen bekommen konnten oder wie sie an einer Tour wie dieser teilnehmen konnten. Von „ich weiß nicht was Wildkräuter sind“ über „ich habe schon mal frischen Kräutertee gemacht“ bis zu „ich kenne die richtigen Kräuter, wenn ich Magenschmerzen habe“ gaben die Teilnehmer*innen trotzdem ein sehr diverses Bild ab.
Um alle auf ihrem Kenntnisstand mitzunehmen, aber auch um gegenseitig etwas zu lernen, motivierte Janosh alle, zu jeder Zeit Dinge zu ergänzen und das eigene Wissen mit den anderen zu teilen. Auch er habe das nie „richtig gelernt“, sondern sich nach und nach alles selbst beigebracht, durch die richtige Literatur und vor allem durch Ausprobieren und Erfahrungen sammeln. Sein Tipp: Wenn ihr euch nicht sicher seid, nehmt immer ein ganz kleines Stück der Pflanze in den Mund. Kaut darauf herum, spürt nach und vertraut eurem Instinkt. Sollte etwas giftig sein, sendet der Körper ganz schnell die richtigen Signale und ihr könnt es wieder ausspucken.
Aufgrund der begrenzten Zeit fokussierte Janosh sich auf etwa zehn Kräuter. „Lieber ein paar richtig gut kennen als viele nur so ein bisschen“, war seine Einstellung. Über die oft verteufelte Brennnessel lernten die Teilnehmer*innen, wie sie von unten nach oben anzufassen ohne sich „zu verbrennen“ und, dass sie einen sehr hohen Vitamin C Gehalt hat. Die Teilnehmer*innen lernten den Unterschied zwischen Breit- und Spitzwegerich kennen, erfuhren, dass Schafgarbe gegen Menstruationsbeschwerden hilft und probierten, dass die junge Schafgarbe deutlich besser und weniger bitter schmeckt. Außerdem erklärte Janosh warum Borretsch auch „Gurkenkraut“ genannt wird und warum Gundermann so vielseitig einsetzbar ist, etwa bei eiternden Wunden oder bei bronchialen Beschwerden.
Nach dem ersten Input konnten die Teilnehmer*innen auf Erkundungstour gehen und selbst ein paar der neu kennengelernten Kräuter pflücken. Obwohl sie oft in großen Mengen in Gärten oder freier Natur wachsen, sei es wichtig, nicht ungeachtet einfach so viel mitzunehmen wie man braucht oder möchte, so Janosh. Es sei immer wichtig zu schauen, wie viel gibt es von der Pflanze in der Umgebung? Kann die Pflanze wieder gut nachwachsen, wenn ich diesen Teil jetzt mitnehme?
Mitgenommen haben die Teilnehmer*innen auf jeden Fall einiges. Und wenn es das Wissen ist, auch mal eine Pflanze nicht mitzunehmen. Dieses Bewusstsein für die Kreisläufe der Ökosysteme in der Natur und eine Achtsamkeit mit allen lebenden Wesen hat sich durch den gesamten Workshop gezogen und ihn auf vielen Ebenen bereichert.
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