
Es passiert so schnell und richtig reagieren ist so schwer. Jeder kennt solche Situationen:
Dass sich im Bus jemand einen rassistischen Spruch anhören muss und man selbst gern
eingreifen möchte aber nicht weiß wie.
Dass Onkel Egon beim Familienfest behauptet ‚diese Flüchtlinge‘ nähmen ihm die Arbeit
weg, obwohl er schon seit zwei Jahren in Rente ist.
Und oft fällt einem erst im Nachhinein ein wie man schlagfertig hätte reagieren können.
Gerold Stabel und Miriam Schubert sind vom Peernetzwerk Jetzt e.V. und sind genau
deshalb hier. Beim Jugendkongress 2021 in Karnitz.
Sie wollen uns TeilnehmerInnen mit ihrem Workshop zum Thema Stammtischparolen auf
derlei Situationen vorbereiten.
Es beginnt klassisch mit einer Vorstellungsrunde und anschließend geht es raus in die
Herbstsonne – die erste Übung des Workshops findet draußen statt.
Wir bekommen Personenbeschreibungen: Alleinerziehender Vater/ Schülerin mit
Migrationshintergrund/Phillip Lahm und einige andere.
Wir stellen uns in eine Reihe und Gerold und Miriam lesen unterschiedlichste Situationen
vor. Fühlen wir uns in der Rolle, die uns zugeteilt wurde, dieser Situation gewachsen, gehen
wir einen Schritt vor. Die Situationen drehen sich um finanzielle Freiheiten, Barrierefreiheit,
Sicherheit. Eigentlich alltägliche Begebenheiten könnte man meinen, jedoch führen sie uns
eindrücklich vor Augen mit welchen Einschränkungen viele leben müssen.
Mit dieser Bewusstwerdung gehen wir wieder und den Seminarraum.
Es folgt eine Theorieeinlage. Was sind Vorurteile, wie entstehen sie und wie kann man ihnen
gut begegnen.
Gewappnet mit diesem Wissen gehen wir in die Praxis: Es werden Situationen und
Aussagen gesammelt, die wir in unserer Vergangenheit als diskriminierend empfunden
haben. Da kommt einiges zusammen: Der Kumpel mit Migrationshintergrund wurde nicht
beim Bäcker bedient, berichtet jemand aus der Runde. Oder der Satz „Jugendliche sind
immer an Randale Schuld.“. Oder: „Mit dem Opa zum Jagen gehen, das ist nichts für
Mädchen, nur dein Bruder darf mit.“
Wir bilden Gruppen. Jede sucht sich eine der gesammelten Aussagen aus und wir
überlegen gemeinsam wie man hier gut reagieren kann.
Es entwickeln sich rege Diskussionen.
Der Austausch scheint sichtlich zu fruchten: als wir uns danach wieder zum
Zusammentragen in die große Runde setzen sind einige sichtlich motiviert das nächste Mal
gut vorbereitet zu kontern – freundlich aber bestimmt.
Damit ist das Ziel des Workshops erreicht und die Zeit auch schon vorbei. Gerold und
Miriam entlassen uns ein Stück schlagfertiger aus dem Workshop hinaus in die Welt.
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